Ich gratuliere Ihnen herzlich zum hundertsten Geburtstag des Verbandes Luxemburgischer Industrieller. Das ist ein stolzes Jubiläum, welches beweist, dass Sie sich nie auf dem Erreichten ausgeruht haben, sondern stets klug in die Zukunft gedacht und investiert haben – auch was die europäische Idee angeht.

So hat Ihr Verband gleich nach dem Zweiten Weltkrieg dazu beigetragen, Europa aufzubauen – und bis heute arbeiten wir Hand in Hand daran, dass Europa sein Versprechen von Frieden und Wohlstand einlösen kann. Eine erfolgreiche Industrie ist eine wichtige Voraussetzung für Europas Wohlstand; sie bietet mehr als 32 Millionen Menschen einen Arbeitsplatz und trägt mehr als zwei Drittel zu den EU-Exporten bei.

In vielen Branchen ist Europa weltweit führend. Doch wenn wir unseren Spitzenplatz künftig behaupten wollen, müssen wir jetzt in Zukunftsfragen vorausdenken. Die Europäische Kommission hat deshalb im September eine neue Strategie für die Industriepolitik vorgelegt. Gemeinsam können wir Forschungsinvestitionen besser in innovative Geschäftsideen umwandeln, Vorreiter bei der CO2-armen Wirtschaft und der Kreislaufwirtschaft bleiben und die Digitalisierung vollumfänglich zu unserem Vorteil nutzen. Das Paket der Europäischen Kommission enthält konkrete Vorschläge, mit denen wir unter anderem eine nachhaltige Finanzierung im Rahmen der Kapitalmarktunion erleichtern, eine saubere, vernetzte Mobilität fördern und die Industrie besser gegen Cyberangriffe schützen.

Während wir alle Chancen wahrnehmen wollen und ausländische Investitionen grundsätzlich auch als solche verstehen, müssen wir uns in Einzelfällen schützen können. Wir haben deshalb ein so genanntes „Investment Screening“ vorgeschlagen. Denn wenn ein ausländisches Staatsunternehmen die Absicht hat, einen europäischen Hafen, einen Teil unserer Energie-Infrastruktur oder ein Unternehmen im Bereich der Verteidigungstechnologie zu übernehmen, dann sollte dies in aller Transparenz sowie nach eingehender Prüfung und Debatte geschehen. Das ist eine Frage der politischen Verantwortung.

Gemeinsam können wir unseren Einfluss multiplizieren und so echte Souveränität gewinnen. Das belegen unsere Erfolge in der Handelspolitik, ganz konkret das Abkommen mit Kanada, welches bereits in Kraft getreten ist, sowie die Partnerschaft mit Japan, die auf dem besten Weg ist. Eine gemeinsame Handelspolitik eröffnet Industrie und Unternehmen neue Möglichkeiten, sie schafft Arbeitsplätze und eine größere Auswahl für die Verbraucher. Außerdem können wir so europäische Vorstellungen und Standards über unseren Kontinent hinaus etablieren.

Diese Standards sind etwas, worauf wir als Luxemburger wie als Europäer stolz sein können. Viele Menschen in der Welt beneiden uns um unseren Verbraucher- und Umweltschutz, aber vor allem auch um unsere soziale Marktwirtschaft. Wenn wir die Menschen stärken, stärkt das Europa. So wie sich der Verband Luxemburgischer Industrieller auf die Herausforderungen der Digitalisierung vorbereitet, arbeiten wir auch auf europäischer Ebene daran, den technischen Fortschritt in eine Chance für die Menschen zu verwandeln. Das heißt vor allem, dass wir auf Ausbildung und Bildung setzen – genauso wie Sie es tun, wenn Sie sich beispielsweise über Regionen und Grenzen hinweg austauschen, um Jugendliche für die Arbeitswelt von Morgen vorzubereiten.

Als Vertreter der luxemburgischen Industriellen tragen Sie entscheidend zum Gelingen der sozialen Marktwirtschaft und Europas bei. Ich lade Sie deshalb herzlich ein: Beteiligen Sie sich an der Zukunftsdebatte für Europa. Wir haben es in der Hand, dass Europa auch künftig das Versprechen von Frieden und Freiheit, Wohlstand und Werten, Sicherheit und Solidarität einlösen kann. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten – in diesem Sinne wünsche ich Ihrem Verband Luxemburgischer Industrieller alles Gute für die nächsten mindestens hundert Jahre.